Mit seinen rund 100.000 Wohnungen gehört der Bezirk Marzahn-Hellersdorf zum größten zusammenhängenden Neubaugebiet in Europa. Während in Marzahn vorwiegend Elfgeschosser und Hochhäuser mit 17 Etagen gebaut wurden, dominieren in Hellersdorf die Sechsgeschosser, die sich zudem durch eine größere Vielfalt an Wohnungstypen und Fassadengestaltungen auszeichnen.
Die Infrastruktur ist gut ausgebaut, Schulen und Kitas sind ausreichend vorhanden, die Verkehrsanbindungen mit Bus, Tram und Bahn sind nahezu flächendeckend.
Kleine und größere Einkaufscenter haben das vor 1990 teilweise unzureichende Einkaufs- und Dienstleistungsangebot wesentlich verbessert. Die großzügigen Wohnhöfe sind begrünt, es gibt viele Parks und Freiflächen für Sport und Erholung.
Probleme
Marzahn-Hellersdorf verlor seit Beginn der 90er Jahre bis über die Jahrtausendwende hinaus 25 Prozent seiner Bevölkerung, ebenso ging die Geburtenrate stark zurück. Eine Umkehrung dieses Trend war 2002 nicht absehbar. Neben dem Wohnungsleerstand von knapp 12 Prozent stellten auch zahlreiche nicht mehr benötigte Kitas und Schulen ein Problem dar, denn deren Umnutzungsmöglichkeiten waren nahezu ausgeschöpft.
Als besonders schwer vermietbar galten zur Zeit des Stadtumbau-Wettbewerbs die blockweise gebauten Elfgeschosser und die Hochhäuser, bevorzugt wurden eher die Sechsgeschosser bzw. die nach 1990 entstandenen neuen Stadtquartiere.
Trotzdem sollte es keinen großflächigen Rückbau geben. Zwar wurden Wohnungen mit drei und mehr Zimmern immer weniger nachgefragt, aber durch den Anstieg der Ein- und Zwei-Personen-Haushalte wurden mehr kleinere Wohnungen benötigt, die im Bestand bis dahin nur unzureichend vorhanden waren.
Strategie
Ziel von Maßnahmen sollte nach den Planungen von 2002 sein, aus der ziemlich kompakten Großsiedlung eine differenzierte Stadtlandschaft zu gestalten. Dabei sollte der Rückbau in erster Linie zur qualitativen Aufwertung von Gebäuden dienen und nicht einfach nur der Reduzierung von Wohnraum. Miteinbezogen wurde auch das grüne "Landschaftsrückgrat" entlang des Wuhletals und des Kienbergs.
Vorgesehen war, Wohn- und Arbeitsorte enger zu verflechten, die historischen Dorfkerne mit den Großsiedlungen zu verknüpfen und diese als Dienstleistungs-Standorte für die angrenzenden Eigenheimgebiete zu etablieren.
Vorgesehen war, die Wohnungen und deren Umfeld der sich verändernden demografischen Entwicklung in den folgenden Jahren anzupassen. Die Flächen funktionslos gewordener Kitas und Schulen sollten teils als Reserve bzw. als künftiges Bauland erhalten oder in vorhandene Freiräume integriert werden.
Erste Umsetzungsmaßnahmen
In Marzahn-Hellersdorf liegt der Schwerpunkt des Berliner Stadtumbauprogramms, das zeichnete sich schon 2002 ab. In den folgenden Jahren sollten 103 leer stehende Kitas und Schulen abgerissen werden, deren Grundstücke zum Großteil als Freifläche bestehen bleiben würden. Nur wenige von ihnen waren für einen begrenzten Zeitraum für andere Nutzungen vorgesehen. Der Prognose nach schien es sinnvoll, bis zum Jahr 2012 bis zu 8.000 Wohnungen vom Markt zu nehmen.
Vor allem im Gebiet "Marzahn-Nord" gab es Bedarf an Stadtumbaumaßnahmen: Die 4.265 Wohnungen sollten um rund 1.700 reduziert, zwei Schulen und drei Kitas aufgegeben werden.
Für die übrigen Vertiefungsbereiche des Gesamt-Gebiets wurden im Jahr 2002 unterschiedliche Maßnahmen erarbeitet:
Im Quartier "Ringkolonnaden" sollte der Bestand reduziert werden, für die verbleibenden Gebäude gab es Umbau-Planungen. In den leeren Erdgeschoss-Zonen wäre wieder Platz für Geschäfte, und aus den Grundstücken einer Schule und zweier Kitas sollten Grünflächen werden.
Im Gebiet "Kienbergstraße/Am Anger" stand die Aufwertung des vorhandenen Bestands im Vordergrund. Nach dem Abriss von zwei Schulen und einer Kita sollte das Areal bis zu seinem Ausbau als Stadtteilpark als Grünfläche zur Verfügung stehen.
Im Gebiet "Alt-Hellersdorf" sollten auf dem ehemaligen Gutsgelände Einfamilienhäuser errichtet werden. Auch dort standen 2002 drei Schulen und sechs Kitas auf der Abrissliste, deren Flächen in Planungen für die landschaftliche Umgestaltung des Gebietes einbezogen wurden.
Im Quartier "Magdeburger Allee" warteten zur Zeit des Wettbewerbs 120 Wohnungen auf den Rückbau, 1.132 auf ihre Sanierung. Der zentrale Einzelhandelsbereich sollte baulich aufgewertet werden. Und bevor die Umwandlung des Geländes zweier abrissreifer Kitas in Bauland vollzogen ist, sollten die Kinder der Umgebung darauf noch spielen können.
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