Die Menschen rund um den S-Bahnhof Ostkreuz wohnen in sehr unterschiedlichen Häusern: Gründerzeitquartiere in Friedrichshain, der Viktoriastadt und zum Teil auch an der Weitlingstraße machen zwar fast zwei Drittel der Bebauung aus. Daneben liegen in der Weitlingsiedlung aber auch Wohnanlagen aus den 20er und 30er Jahren, Bauten aus der Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts, Plattenbauten und einige ganz neue Häuser.
Von 1995 bis 2000 ist die Bevölkerung insgesamt um 12 Prozent gesunken " aber nicht überall gleich: Ins neue Szeneviertel Friedrichshain nördlich der Bahntrasse zogen vor allem Singles und kinderlose Paare, junge Familien haben seit 1997 die Viktoriastadt für sich entdeckt. Im Gegensatz dazu standen in den anderen Gebieten zur Zeit des Stadtumbau-Wettbewerbs etwa 16 Prozent der Wohnungen leer.
Ein großer Teil des Gebiets gehört zum Fördergebiet der EU-Gemeinschaftsinitiative Urban II in Berlin (www.urban2-berlin.de).
Probleme
Eine Entwicklung des Gebietes als Ganzes schien 2002 kaum möglich, die Wohnungseigentümer waren dazu auch wenig bereit: Neben ausgewiesenen Sanierungs- und Quartiersmanagementgebieten standen unsanierte Bereiche, deren schlechter Zustand auf die Nachbarareale ausstrahlte.
Doch auch die öffentlichen Flächen, Grünanlagen und Gebäude waren in teils desolatem Zustand.
Drei Schulen und drei Kitas standen leer, nur für eine von ihnen war bis zum Stadtumbau-Wettbewerb eine Nachnutzung gefunden.
Besonders unsanierte Altbauviertel, aber auch unsanierte 20er- und 50er-Jahre-Bauten rings um Weitlingstraße und Nöldnerplatz fanden keine Mieter, und 40 Prozent der Erdgeschoß-Läden im gesamten Gebiet standen leer.
Zusätzlich zerschneiden große Straßen und Bahntrassen die Gegend rund ums Ostkreuz und schaffen voneinander isolierte Bereiche.
Strategie
Zwei miteinander verknüpfte Strategien wurden deswegen entwickelt, um die Lage zu verbessern:
Einerseits sollten zentrale Bezugspunkte Identität schaffen und die Bindung der Anwohner an ihr jeweiliges Quartier stärken, schöner gestaltete Straßen und Plätze, öffentliche Gebäude und Freiflächen das ihrige dazu beitragen. Alternative Wohnformen, so ein weiterer Vorschlag, könnten neue Nachbarn anziehen und ebenso zur Stabilisierung beitragen wie verbesserte Angebote für Gewerbetreibende. Auch die Gebiete entlang der Frankfurter Allee und der Warschauer Straße brauchten Stärkung, um wieder als Zentrum für die jeweils umliegenden Bereiche angenommen zu werden.
Auf der anderen Seite sollten die einzelnen Quartiere durch Verbindungen der Straßen besser verknüpft und so Barrieren überwunden werden. Grünbänder würden zusätzliche Verbindungen schaffen und die Attraktivität erhöhen.
Erste Umsetzungsmaßnahmen
Im Rahmen der ersten Maßnahmen sollte ein leer stehendes Wohnhochhaus an der Frankfurter Alle abgerissen werden und - so die Planung aus dem Jahr 2002 - auf dem Gelände Büroflächen entstehen. Auch zwei Schulen und eine Kita standen zur Zeit des Stadtumbau-Wettbewerbs auf der Abriss-Liste; vorgesehen war, an ihrer Stelle dann neue Freiflächen zu schaffen.
Ein großer Teil des Wettbewerbsgebiets wurde schon 2002 im Rahmen des EU-Projekts Urban II gefördert, das integrierte Entwicklungskonzept für das Gebiet Ostkreuz floss hier mit ein. Deswegen sollte der Stadtumbau Ost zur Neugestaltung öffentlicher Flächen nur ergänzend zum Tragen kommen.