Erste Bürgerwerkstatt berät über das zukünftige Stadtumbaugebiet Charlottenburg-Nord

Plan mit Markierungen und Beschriftungen

Wünsche und Anmerkungen aus der Bürgerwerkstatt

Aufbruch zwischen Weltkulturerbe und Autobahn

Sogar rbb-Chefreporter Ulli Zelle ließ es sich nicht nehmen, mit seinem Kamerateam in das Stadtteilzentrum am Halemweg zu kommen. Dass das Gebiet im Norden Charlottenburgs mit seinen 20.000 Einwohnern durch Fördermittel aus dem Programm Stadtumbau West aufgewertet werden soll, hat sich herumgesprochen und deshalb ist der kleine Saal am Abend des 11. Oktober 2016 gut gefüllt.

Seit Juni arbeitet das Planungsbüro Jahn, Mack & Partner vor Ort und erfasst städtebauliche Bedarfe. Diese stellen die beiden Stadtplanerinnen Nadine Fehlert und Susann Jahn anschaulich in ihren Referaten bei der ersten Bürgerwerkstatt zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) dar. Zum Beispiel fehlen Kita- und Schulplätze, Einzelhandelsflächen und bessere und vor allem barrierefreie Übergänge an den beiden Autobahnen, die das Gebiet durchschneiden. 

großes Publikum

Großer Andrang im Familienzentrum am Halemweg

Etwa 100 Gäste verfolgen mit großem Interesse den Vortrag – darunter Bezirksbürgermeister Reinhard Naumann, der hier im Gebiet aufwuchs, der zuständige Sozialraumkoordinator Peter Ottenberg sowie zahlreiche Vertreter aus Verwaltung und Politik. Viele Nachfragen gibt es zu dem inzwischen beschlossenen Neubau für das Anna-Freud-Oberstufenzentrum und den damit verbundenen Abriss des Doppelschulkomplexes mit der Poelchau-Schule. Ebenso möchten die Anwohnerinnen und Anwohner wissen, welche Einschränkungen mit dem geplanten Wohnungsneubau am Halemweg verbunden seien. Die Stadtplanerinnen geben zu bedenken, dass darüber noch keine Entscheidungen getroffen sind und es zunächst darum gehe, Defizite und Potenziale im Kiez zu erfassen. Letztere seien eindeutig in der Überzahl. Neben den teilweise bereits sanierten Wohnbauten – viele davon stehen unter Denkmalschutz – überrascht das Gebiet zwischen Jungfernheideweg und Saatwinkler Damm mit üppigem Grün, ob zwischen den Wohnhäusern, in der Jungfernheide, den Kleingärten oder auf der Schleuseninsel. Positiv bewerten viele der Anwohner auch die gute Verkehrsanbindung. 

Susanne Jahn (l.) notiert die Fragen der Anwohner.

Jedoch hat beides auch Schattenseiten. Das wird besonders deutlich, als die Besucher gebeten werden, an vier Tischen ihre Anmerkungen zum Stadtteil aufzuschreiben. Immer wieder monieren sie die mangelnde Pflege von Grünanlagen und Spielplätzen sowie die fehlende Beleuchtung und beschwerliche Zugänge an den drei U-Bahnhöfen. Die Diskussion ist angeregt und am Ende überwiegt der Optimismus bei den Teilnehmern. 

Dazu trägt sicher bei, dass die Stadtplanerinnen die nächsten Schritte verständlich für alle definieren. Sie und der Sozialraumkoordinator Peter Ottenberg sichern zu, dass alle Anmerkungen der Anwohner dokumentiert werden. Sie fließen ebenso wie die bisherigen Wünsche und Anregungen aus den Vorgesprächen mit Jugendlichen, Ämtern und Bürgern in den Entwurf für das ISEK ein. Der Bürgermeister jedenfalls würde sich freuen, wenn der Saal im Februar 2017 ebenso voll ist wie an diesen Abend. "Dann nämlich sprechen wir über Maßnahmen für die nächsten Jahre. Für unseren Kiez wäre das Programm Stadtumbau West eine große Chance."

Stand: Oktober 2016